Anstieg um 40 Prozent - Psychotherapeuten behandeln immer mehr Patienten
Psychotherapeuten behandeln in Nordrhein-Westfalen immer mehr psychisch kranke Menschen. Die Anzahl der Behandlungsfälle in der ambulanten Psychotherapie stieg von knapp 630.000 im Jahr 2002 auf rund 900.000 im Jahr 2009. Das entspricht einem jährlichen Zuwachs von 4,8 Prozent. Die Zahl der niedergelassenen Psychotherapeuten nahm dagegen nur geringfügig um jährlich 0,63 Prozent auf 4.708 im Jahr 2009 zu. Das sind die Ergebnisse einer Auswertung des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA NRW) vom August 2011.
„Obwohl Psychotherapeuten immer mehr Patienten behandeln, warten psychisch kranke Menschen in NRW immer noch knapp 14 Wochen auf ein erstes Gespräch beim Psychotherapeuten“, erklärte Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer NRW. „Psychotherapeuten versorgen heute fast doppelt so viele Patienten wie 2002. In zehn Jahren stieg die Zahl ihrer Patienten um mehr als 40 Prozent.“
Die langen Wartezeiten bei niedergelassenen Psychotherapeuten führen dazu, dass immer mehr psychisch kranke Menschen in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Zwischen 2000 und 2009 stieg die Zahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund psychischer Störungen in NRW von 220.000 auf 270.000 Patienten und damit um 22 Prozent. Gleichzeitig verringerte sich die Behandlungsdauer durchschnittlich um vier Tage, von 23,7 Tage auf 19,5 Tage.
Für die Statistik zur Arbeitsunfähigkeit konnte das LIGA NRW nur auf die Angaben von Mitgliedern der Betriebskrankenkassen in NRW zurückgreifen, deren Anteil an den gesamten Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen in NRW über 25 Prozent beträgt. Danach fiel ein arbeitsunfähiger Arbeitnehmer durchschnittlich 41,3 Tage aufgrund einer psychischen Erkrankung aus. Damit liegen die psychischen Erkrankungen noch vor den Krebserkrankungen an erster Stelle der Erkrankungsdauer. Psychisch kranke Arbeitnehmer sind dreimal so lange krank wie der Durchschnitt der arbeitsunfähigen Arbeitnehmer. Der häufigste Grund für die Arbeitsunfähigkeit war eine depressive Erkrankung (27 %). Sie dauerte durchschnittlich 55 Tage bei Frauen und 57 Tage bei Männern.
Psychische Erkrankungen sind auch der häufigste Grund für Frührenten (40 Prozent). Obwohl die Zahl der Frührenten insgesamt rückläufig ist, stieg ihre Zahl aufgrund psychischer Erkrankungen zwischen 2000 und 2009 bei Frauen um 64 Prozent und bei Männern um 31 Prozent. Bei Frauen erfolgte fast die Hälfte der Frührenten wegen psychischer Erkrankungen, bei Männern mehr als ein Drittel.