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Klima und psychische Gesundheit

Mit dem Klimaschutz verbundene Fragestellungen nehmen inzwischen in der öffentlichen Debatte einen großen Raum ein. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und die Entwicklung nachhaltiger Strategien wird dadurch auch in die unterschiedlichen Berufe und Arbeitsfelder getragen.

Für die psychotherapeutische Arbeit hat der Klimaschutz über die gesellschaftliche Perspektive hinaus eine hohe Relevanz: Beispielsweise können sich klimabedingte Flucht und Migration, Extremwetterereignisse und eine generelle Veränderung der Umwelt auch auf die physische und psychische Gesundheit auswirken. Als direkte psychische Reaktionen werden existenzielle Ängste und tiefgehende Verunsicherung genannt. Infolge von Hitzewellen, Naturkatastrophen und einer spürbaren, ungewollten Umweltveränderung wird auch ein möglicher Anstieg von posttraumatischen Belastungsstörungen, depressiven Episoden, sozialem Rückzug, psychischem Disstress, aggressivem Verhalten sowie eine Verschlechterung der subjektiven Lebensqualität diskutiert. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es für die psychischen Auswirkungen des Klimawandels vulnerable Bevölkerungsgruppen zu geben scheint. Beispielsweise zeigen Kinder und Jugendliche häufiger als Erwachsene negative Reaktionen auf (klimabedingte) Stressoren, da sie stärker von äußeren Faktoren und ihrem Umfeld abhängig sind und über weniger Bewältigungsstrategien verfügen.

Auch die Landesgesundheitskonferenz Nordrhein-Westfalen betont im Rahmen ihrer Entschließung „Klimaschutz und Klimaanpassung sind Gesundheitsschutz“ [PDF, 229 KB] vom 31. Oktober 2022 die Bedeutung des Klimaschutzes als Aufgabe auch für die Gesundheitsberufe und die Gesundheitspolitik. In der Entschließung werden zum einen die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels einmal mehr als bedenklich und ernst zu nehmend festgestellt. Die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen trägt diese Entschließung mit und sieht sich den darin beschriebenen Aufgaben und Zielen weiter verpflichtet.

Auf der Bundesebene wurden konkrete Handlungsfelder für die Profession bisher unter anderen in Veranstaltungen wie einem Round Table der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zum Thema Klima und Psyche am 13. April 2023 erörtert. Informationen und politischen Handlungsbedarf hat die Bundespsychotherapeutenkammer in ihrem Standpunkt „Klimakrise und psychische Gesundheit" zusammengefasst [Stand 09/2023] [PDF, 783 KB]. Darüber hinaus liegen erste Handreichungen wie der von der BPtK gemeinsam mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V. und den Psychologists/Psychotherapists for Future e. V. (Psy4F) erarbeitete „Musterhitzeschutzplan für ambulante psychotherapeutische Praxen“ [Stand 06/2023] [PDF, 285 KB] vor. Die zum bundesweiten Hitzeaktionstag 2024 veröffentlichten Informationsflyer für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten [Stand 06/2024] [PDF, 223 KB] und Informationsflyer für Patientinnen und Patienten [Stand 06/2024] [PDF, 175 KB] zum Thema Hitze und psychische Gesundheit wurden von der BPtK in Zusammenarbeit mit den Psy4F erstellt.

   

Aktivitäten der Kammer

Die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen nimmt die Themen Klima- und Umweltschutz umfassend in den Blick: Ökologische und nachhaltige Aspekte werden in der Geschäftsstelle, in der Gremienarbeit und bei Veranstaltungen berücksichtigt; die Entschädigungs- und Reisekostenordnung der Kammer wurde angepasst. In einem Positionspapier [Stand 07/2021] [PDF, 2 MB] wurden bereits umgesetzte und auf längere Sicht denkbare weitere Maßnahmen und Ziele zusammengetragen. Der Vorstand beschäftigt sich weiterführend damit, welche Bedeutung der Klimaschutz in der psychotherapeutischen Versorgung einnimmt und inwiefern er als ein Thema der gesundheitspolitischen Interessenvertretung zu begreifen und umzusetzen ist. Vorstandsmitglieder arbeiten zudem an der Fortbildungsreihe der Klima-AG der Bundespsychotherapeutenkammer mit und beteiligen sich an Veranstaltungen von Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitswesens zum Themenkomplex Klima und Psyche. Für die weitere Arbeit werden Vernetzungen mit anderen Beteiligten in der Versorgungslandschaft angestrebt. Auch die Kammerversammlung befasst sich aktiv mit Fragestellungen in diesem Bereich und verabschiedete die Resolutionen „Ökologische Krise gefährdet die psychische Gesundheit“ [Stand 05/2023] [PDF, 122 KB], „Klimaschutz ist Kinderschutz“ [Stand 12/2023] [PDF, 273 KB] und „Ökologische Krisen spitzen sich zu: Verstärkte Anstrengungen unter Berücksichtigung psychischer Gesundheitsschäden dringend erforderlich! “ [Stand 05/2024] [PDF, 70 KB].

Um das Themenfeld „Klimaschutz als Aufgabe der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen" intensiv zu verfolgen und weiter auszugestalten, hat der Vorstand eine Kommission eingerichtet. Sie befasst sich insbesondere mit der Planung von Fortbildungsangeboten für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und politischen Fachveranstaltungen sowie von Maßnahmen zur Prävention von psychischen Erkrankungen infolge der Klimakrise. Mitglieder der Kommission Klimaschutz wirken an dem Zentralem Netzwerk Gesundheitsbezogener Hitzeschutz in NRW mit und betreuen das Modul „Handlungsfelder für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im Rahmen der Klimakrise“ der Fortbildungsreihe der Bundespsychotherapeutenkammer. Am 15. November 2023 fand der große Ratschlag „Klimaschutz“ der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen  statt, der von der Kommission federführend entworfen, vorbereitet und mit durchgeführt wurde. Er diente den Kammerversammlungsmitgliedern dazu, das Wissen zum Thema Klimaschutz als Gesundheitsschutz zu vertiefen und eine Grundlage für anstehende Entscheidungen und Projekte zu schaffen.

Positionspapier „Klima- und Umweltschutz als Aufgabe der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen [Stand 07/2021] [PDF, 2 MB]