Ausblick auf die berufspolitische Agenda 2024
„Mit 2023 endet ein Jahr, in dem unsere Profession intensiv mit einer Vielzahl von berufs- und auch gesellschaftspolitischen Themen befasst war“, bilanziert Gerd Höhner, Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. „Im Namen des Vorstands gilt mein Dank unseren Mitgliedern für ihr Engagement in der Versorgung und in der Berufspolitik. Unserer Geschäftsstelle danke ich für die gute Zusammenarbeit in allen Arbeitsbereichen. Hervorheben möchte ich den gelungenen Umbau der Geschäftsstelle. Die anspruchsvolle Aufgabe, diesen Prozess zu organisieren und währenddessen den Kammerbetrieb am Laufen zu halten, haben die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle erfolgreich gestemmt.“ Mit den modernisierten und erweiterten Räumlichkeiten sei die Kammer gut für die anstehenden Aufgaben aufgestellt. Bei dem Empfang der Kammer im September 2023 konnten die Räume bereits genutzt werden, um in angenehmer Atmosphäre Fragen der psychotherapeutischen Versorgung anzusprechen und ein Forum für den Austausch mit anderen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitswesen zu bieten.
Umsetzung der neuen psychotherapeutischen Weiterbildung
Ein wichtiges Arbeitsthema im ausklingenden Jahr war die Umsetzung der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. „Die hierfür gebildete Taskforce der Kammer beschäftigt sich intensiv mit den damit verbundenen Fragestellungen“, beschreibt Gerd Höhner. „Wir konnten zudem eine Vielzahl an Informationsveranstaltungen anbieten, die auf großes Interesse stießen.“ Eines der maßgeblichen Themen im Zusammenhang mit der neuen Qualifizierungsstruktur für den Berufsstand war die Forderung nach einer angemessenen Finanzierung der neuen Weiterbildung. Hierzu fanden einschließlich einer breit unterstützten Petition zahlreiche Aktivitäten auf Landes- und Bundesebene statt, an denen auch die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen beteiligt war. Am 13. Dezember 2023 hat der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages mit einem höchstmöglichen Votum entschieden [externer Link] und fordert das Bundesgesundheitsministerium auf, endlich eine Lösung für die unzureichende Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung zu finden. „Dieses Votum ist ein bedeutender Schritt“, betont der Kammerpräsident. „Wenn für die Weiterbildung keine Stellen zur Verfügung stehen, weil sie nicht finanziert werden, dann ist mittel- bis langfristig die psychotherapeutische Versorgung gefährdet. Diese Entwicklung gilt es unbedingt zu vermeiden“. Und die Zeit drängt: 2024 werden bereits rund 1.000 Absolventinnen und Absolventen des neuen Psychotherapiestudiums in die Weiterbildung streben. „Wir werden also im neuen Jahr nicht nachlassen und weiterhin an den Gesetzgeber appellieren, endlich seiner gesetzlichen Pflicht nachzukommen und die Finanzierung der Weiterbildung zu regeln“, versichert Gerd Höhner. „Mit unseren Ansprechpersonen in den verschiedenen Gremien und Versorgungsbereichen auf Landesebene sind wir hierzu in gutem Kontakt.“
Verbesserung der Versorgungsplanung
Gewissermaßen als „Dauerbrenner“ war die psychotherapeutische Versorgungsplanung 2023 ein Arbeitsschwerpunkt. „Wir hatten erfreut festgestellt, dass im Koalitionsvertrag auf Bundesebene von SPD, BÜNDNIS 90/Die Grünen und FDP zentrale Ziele zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Lösung langjähriger Versorgungsprobleme niedergelegt wurden“, so Gerd Höhner. Dieses Vorhaben sei umso wichtiger, als der Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung das Angebot seit Jahren und zunehmend übersteige. Multiple gesellschaftliche Krisen würden die psychische Gesundheit der Bevölkerung zusätzlich belasten. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht absehbar. „Um so ernüchternder ist die Feststellung, dass bis heute vom Bundesgesundheitsministerium zu keinem der im Koalitionsvertrag genannten Ziele ein Reformvorschlag vorliegt“, kritisiert der Kammerpräsident. „Hier wird in Kauf genommen, dass sich die Versorgungsprobleme weiter zuspitzen. Wir werden daher auch 2024 auf eine angemessene Versorgungsplanung in den Regionen hinarbeiten, in denen wir aktuell Defizite erkennen. Mit den Vertretenden in der Landesgesundheitspolitik stehen wir zu diesem Thema in regem Austausch und treffen insbesondere im NRW - Gesundheitsministerium durchaus auf Verständnis für unser Anliegen.“
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz
Seit einiger Zeit stärker in den Fokus gerückt ist der Zusammenhang von Klima und Psyche. Der Vorstand hat seine Aktivitäten hierzu sowohl mit Blick auf die Landes- und Gesundheitspolitik als auch auf den beruflichen Kontext der Kammermitglieder in 2023 weiterentwickelt. Ein großer Ratschlag „Klimaschutz“, federführend von der Kommission Klimaschutz der Kammer vorbereitet und mitgestaltet, diente dem fachlichen Austausch und Wissensgewinn. Die Klimaschutzkommission nahm zudem an Terminen zum Hitzeschutz auf Landesebene teil. Auch auf dem diesjährigen Jahreskongress Wissenschaft Praxis von Kammer und Hochschulverbund Psychotherapie NRW wurde der Themenkomplex „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ eingehend beleuchtet. Zu weiteren Schritten gehört der Beschluss der Kammerversammlung, der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLuG) e. V. beizutreten. „Wir erkennen bei diesem Thema deutlichen gesundheitspolitischen Handlungsbedarf“, erklärt Gerd Höhner. „Dazu gehört auch, sich mit den spürbaren Unsicherheiten in der Bevölkerung und ihren gesamtgesellschaftlichen Folgen zu befassen. Als Kammer und als Profession verstehen wir es als unsere Aufgabe, uns mit unserer Expertise in die öffentliche Diskussion hierzu einzubringen und zu positionieren. Mit den vielfältigen Aspekten dieses Arbeitsthemas werden wir uns 2024 intensiver befassen.“ Ein zentrales Ereignis im neuen Jahr ist die anstehende Kammerwahl. „Am 24. August 2024 wird sich die 6. Kammerversammlung der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen für die Wahlperiode 2024 bis 2029 konstituieren“, informiert Gerd Höhner.
Alles Gute für 2024!
„Das ausklingende Jahr war kein leichtes“, fasst der Kammerpräsident zusammen. „Das vor uns liegende wird uns ebenfalls mit kleinen und auch größeren Herausforderungen konfrontieren. Ich wünsche uns allen Zuversicht und Mut, die Themen auf der Agenda trotz komplizierter Zeiten dennoch mit Elan anzugehen. Auf den gemeinsamen Weg freue ich mich. Starten Sie gut in ein gesundes 2024!“