Bedarfsplanung nachhaltig reformieren – Defizite in der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen ausräumen
„Kinder und Jugendliche müssen hierzulande oft monatelang auf eine notwendige psychotherapeutische Behandlung warten oder finden gar keinen Therapieplatz; die Praxen sind schlichtweg am Limit“, kritisiert Gerd Höhner, Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. „Wir haben bereits mehrfach auf diese unhaltbare Situation hingewiesen und werden die Politik auch weiterhin auffordern, die Versorgungsdefizite zu beheben.“
Vor dem Hintergrund belastender Krisen würden die bestehenden Mängel immer deutlicher und gravierender. So würden Daten zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie eindeutig zeigen, dass die Nachfrage nach Psychotherapie in diesen Altersgruppen gestiegen sei. Dabei ließe sich feststellen, dass psychische Belastungen nicht nur Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch schwachen, sondern auch aus gut situierten Familien beträfen.
„Maßnahmen wie Sonderbedarfszulassungen oder Gruppentherapien, mit denen das Bundesgesundheitsministerium die Versorgung verbessern will, reichen bei Weitem nicht aus“, hält Gerd Höhner fest. „Was es braucht, ist eine echte Reform der Bedarfsplanung, wie sie im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien vorgesehen wurde.“ Der Bundesgesundheitsminister habe jedoch bei der Vorstellung des Abschlussberichtes der Interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ (IMA) im Februar 2023 dieses Thema völlig ausblendet und nur von mehr Behandlungskapazitäten für schwer psychisch kranke Kinder gesprochen, so Gerd Höhner. „Angesichts der aktuellen Lage ist dies völlig unverständlich. Als Vorstand der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen bekräftigen wir ausdrücklich die aus aktuellem Anlass von der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) nochmals betonte Forderung, [externer Link], die Faktenlage in den Blick zu nehmen und die Bedarfsplanung endlich nachhaltig zu reformieren.“