Berufspolitischer Rück- und Ausblick: Themen 2024, Agenda 2025

„Gemeinsam blicken wir auf ein berufspolitisch in vielerlei Hinsicht bewegtes Jahr zurück“, resümiert Andreas Pichler, Präsident der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen. „Wir waren mit einer großen Themenvielfalt beschäftigt und sind herausfordernden Fragestellungen und politischen Überraschungen begegnet. Im Namen des Vorstands danke ich allen Kammerangehörigen in diesen nicht einfachen Zeiten für ihr Engagement in der Versorgung, der Berufs- und der Gesundheitspolitik. Unserer Geschäftsstelle gilt mein großer Dank für die gute Zusammenarbeit und wertvolle Unterstützung. Nach der Kammerwahl ist seit Ende August 2024 ein neuer Vorstand im Amt. Ich freue mich, dass uns als Vorstandsteam ein erfolgreicher Arbeitsstart gelungen ist. Die Vorbereitung und die Zuarbeit der Geschäftsstelle haben dazu wesentlich beigetragen. Bedanken möchte ich mich auch bei den bisherigen Vorstandsmitgliedern für ihr langjähriges Engagement.“

Umsetzung der Weiterbildungsordnung

Die Umsetzung der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen habe die Kammer auch 2024 intensiv beschäftigt, blickt Andreas Pichler zurück. Das werde sich in 2025 nicht ändern. Doch auch der Gesetzgeber müsse handeln und die Finanzierung der Weiterbildung zur Fachpsychotherapeutin bzw. zum Fachpsychotherapeuten endlich regeln. „Mit dem Auseinanderbrechen der Regierungskoalition in Berlin sind hierfür wichtige Gesetzesvorhaben ins Stocken geraten. Das ist fatal, denn es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Situation für den beruflichen Nachwuchs zu klären und die zukünftige Versorgung von Patienten und Patienten zu sichern. Wir werden daher nicht nachlassen, weiterhin entsprechende Regelungen einzufordern.“

Qualitätssicherungsverfahren in der Kritik

Das Thema Qualitätssicherung behielte ebenfalls seinen prominenten Platz auf der Agenda, konstatiert der Kammerpräsident. Der Vorstand habe von Beginn an aufgezeigt, warum er das vom Gesetzgeber geplante Qualitätssicherungsverfahren (QS-Verfahren) zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung gesetzlich Krankenversicherter für ungeeignet halte. Die Kammerversammlung habe jüngst eine Resolution mit der Forderung verabschiedet, den Auftrag zur Einführung des QS-Verfahrens ersatzlos zu streichen. „Wir stemmen uns damit nicht gegen die Qualitätssicherung unserer Arbeit, wir setzen als Profession auch Maßnahmen hierzu um“, betont Andreas Pichler. „Aber wir wenden uns gegen eine Pseudo-Qualitätssicherung, die zusätzliche Bürokratie mit sich bringt, aber wenig belastbare Daten zur Versorgungsqualität liefern wird.“ Noch dazu werde die Erprobung des QS-Verfahrens in Nordrhein-Westfalen ab 2025 in den Praxen wertvolle Ressourcen binden, die dringend für die Versorgung benötigt würden. Selbstverständlich werde sich die Profession weiterhin daran beteiligen, Qualitätssicherung in der Psychotherapie sichtbarer zu machen und hierzu entsprechende Vorschläge zu entwickeln.

Umfassende Agenda 2025

Die berufspolitische Agenda für das kommende Jahr sei mit zahlreichen weiteren Vorhaben bereits jetzt gut gefüllt. Ein facettenreicher Arbeitsbereich eröffne sich durch Fragenstellungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Nach wie vor ein Fokusthema sei die Stärkung der psychotherapeutischen Versorgung. „Ein Erfolg im vergangenen Jahr war beispielsweise, dass vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS NRW) zusätzliche Sitze für die vertragspsychotherapeutische Versorgung ermöglicht wurden“, ruft Andreas Pichler in Erinnerung. „Ein anderes erfreuliches Ergebnis sind die Abrechnungsempfehlungen zur Behandlung von Privatversicherten und Beihilfeberechtigten, auf die sich die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), die Bundesärztekammer (BÄK), die Beihilfeträger Bund und der Großteil der Länder geeinigt haben. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass diese Empfehlungen auch in Nordrhein-Westtfalen schnell umgesetzt wurden.“ Der neue Vorstand habe zudem die Mitarbeit der Kammer an der Fortschreibung des Landespsychiatrieplans NRW erfolgreich weiterführen können. Es sei gelungen, psychotherapeutische Inhalte einzubringen und dringende Handlungsbedarfe aufzuzeigen. Die beträfe beispielsweise Defizite der psychotherapeutischen Versorgung bestimmter Bevölkerungsgruppen oder die notwendige Anpassung der Richtlinie zur Personalbemessung in Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL). Die Kammer werde sich im neuen Jahr weiterhin für die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgungsplanung einsetzen, versichert Andreas Pichler. Dies würde alle Bevölkerungsgruppen und die Belange von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in allen Versorgungsbereichen einschließen. Des Weiteren sei angesichts wachsender Aufgaben und steigender Mitgliederzahlen die Weiterentwicklung der Geschäftsstelle als Anlaufstelle für die Kammerangehörigen ein Anliegen.

Seelische Gesundheit im Blick

„Wir müssen uns um das Thema seelische Gesundheit kümmern“ sei als Erkenntnis in den versorgungsrelevanten Institutionen des Gesundheitswesens und ihnen nahestehenden Einrichtungen angekommen, stellt Andreas Pichler fest. Dies habe sich beispielsweise in der Mitarbeit des Vorstands in der Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention Nordrhein-Westfalen gezeigt, die im Herbst 2024 ihr mehrjähriges Schwerpunktthema „Seelische Gesundheit“ abgeschlossen hat. „Wir haben auch verdeutlichen können, dass die Prävention psychischer Erkrankungen im Kindesalter ansetzen muss“, erläutert der Präsident. Die Kammer werde sich mit Fragen zur seelischen Gesundheit darüber hinaus auch im Zusammenhang mit den aktuellen ökologischen Krisen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen befassen. „In einer Zeit, die von multiplen Krisen geprägt ist, in der Kriege geführt werden, keine Lösungen für drängende Klimafragen erkennbar sind und der Umgang miteinander zunehmend rauer wird, sind wir Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zudem mehr denn je gefordert, gesundheitspolitisch aktiv zu werden“, motiviert Andreas Pichler. „Es gilt, sich als Berufsstand zu engagieren: für eine lebenswerte, gerechte und vielfältige Welt und Gesellschaft und für das, was es für psychische Gesundheit braucht.“

Alles Gute für 2025

„Für das neue Jahr wünsche ich uns Zuversicht und Ausdauer bei der Bearbeitung der beschriebenen und der zahlreichen weiteren Themen, die auf uns zukommen“, hält Andreas Pichler fest. „Es wird uns einiges abverlangen, Lösungen für anspruchsvolle Fragestellungen zu finden und unsere Anliegen auf der berufspolitischen und der gesellschaftlichen Bühne voranzutreiben. Ein respektvoller Umgang miteinander und die Wertschätzung anderer Positionen können uns dabei helfen. In diesem Sinne freue ich mich auf die weitere gemeinsame Arbeit. Kommen Sie wohlbehalten in ein gesundes und glückliches 2025!“

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