Kammerversammlung am 5. November in Düsseldorf
Am 5. November 2016 kam die 4. Kammerversammlung der Psychotherapeutenkammer NRW (PTK NRW) in Düsseldorf zu ihrer 6. Sitzung zusammen. Seinen mündlichen Bericht eröffnete Gerd Höhner, Präsident (PTK NRW), mit dem Hinweis, dass derzeit hinsichtlich der Bedarfsplanung wenig Änderungswille bei den Beteiligten zu erkennen sei. „Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) wird zunächst Expertisen einholen und vor Ende 2019 ist nicht mit einem Beschluss zu rechnen“, so die Einschätzung des Kammerpräsidenten. „Wir werden uns auf Landesebene jedoch weiterhin intensiv mit diesem Thema befassen.“
Eine engagierte Mitarbeit strebe die Kammer in dem vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) finanzierten Modellprojekt „in2balance – Laienhilfe für Geflüchtete zur psychischen Stabilisierung“ [externer Link] an. „Wir können uns dort professionell einbringen und unsere Angebote publik machen“, hielt Gerd Höhner fest.
Auch in der Landesgesundheitskonferenz, die für 2017 das Thema „Prävention“ gewählt hat, werde die Kammer wieder aktiv mitarbeiten. In dem intensiven Beteiligungsverfahren zur Entwicklung eines Landespsychiatrieplans habe die PTK NRW bereits viel erreicht. „Wir haben die Psychotherapie unübersehbar und mit anderen Versorgungsangeboten gleichberechtigt verorten können – das ist ein Erfolg“, resümierte Gerd Höhner.
Zukunftsthemen der Profession
Als wichtiges Zukunftsthema definierte er die Weiterbildung in Psychotherapie bei chronischen körperlichen Erkrankungen. „Man zeigt uns einen hohen Behandlungsbedarf auf, aber in der Weiterbildung hierzu haben wir uns bislang nicht positioniert“, konstatierte Gerd Höhner. „Ich sehe hier jedoch ein enormes Entwicklungsfeld für unsere Berufe.“ Mit Blick in die Zukunft müsse die Profession sich zudem damit auseinandersetzen, dass vornehmlich Frauen in den Beruf streben und überlegen, wie Neuapprobierte zukünftig in Arbeit gelangen.
Vorstandsmitglied Cornelia Beeking berichtete über das Symposium „Frauen in die Berufspolitik“ (externer Link) der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und warb dafür, sich auch in NRW verstärkt mit diesem Thema zu beschäftigen. „Weit über die Hälfte unseres Berufs wird von Frauen ausgeübt, in den Gremien spiegelt sich das jedoch nicht wider. Es ist dringend notwendig, dass wir junge Frauen gezielt ansprechen und fördern.“
Haushalt 2015 und 2017
Einen detaillierten Überblick über den Jahresabschluss 2015 erhielten die Kammerversammlungsmitglieder von Andreas Pichler. Der Vizepräsident der PTK NRW zeigte auf, dass die Ausgaben unter anderem durch Vakanzen im Stellenplan unter dem Planziel geblieben waren. Die Unterdeckung im Haushalt, die sich ergeben hatte, als die Kammer infolge der Umstellung auf einen einkommensbezogenen Kammerbeitrag – zunächst ohne Sockelbeitrag für jedes Mitglied – weniger Beiträge eingenommen hatte, konnte über eine Entnahme aus der allgemeinen Rücklage ausgeglichen werden. Nach Empfehlung des Finanzausschusses wurde der Jahresabschluss 2015 durch die Kammerversammlung einstimmig angenommen und der Vorstand für das Geschäftsjahr 2015 entlastet.
Für das Haushaltsjahr 2017 erklärte Andreas Pichler, dass die Kammer einen Mitgliederzuwachs und damit Mehreinnahmen aus den Beitragserlösen erwarte. „Wir werden allerdings auch Mehrausgaben haben, etwa aufgrund tariflicher Anpassungen bei den Personalkosten.“ Die Rücklage würde 2017 weiterhin aufgefüllt, allerdings in geringerem Maße als in 2016. „Insgesamt ist die mittelfristige Wiederauffüllung der Rücklage bis 2019 vorgesehen“, informierte Andreas Pichler. Der vom Vorstand vorgelegte Haushaltsplan und der Soll-Stellenplan 2017 wurden von der Kammerversammlung einstimmig angenommen.
Delegiertenzahl im Deutschen Psychotherapeutentag
In Vorbereitung auf den 29. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) am 19. November in Hamburg diskutierte die Kammerversammlung intensiv ein im Länderrat erarbeitetes Kommissionsmodell zur Begrenzung der Delegiertensitze für die Landeskammern im Deutschen Psychotherapeutentag auf 120 statt gemäß geltender Satzungsregelung 140 im Jahr 2016. Die PTK NRW würde danach in Zukunft vier Mitglieder weniger in die Bundesversammlung entsenden.
In der Aussprache im Plenum führten einige Kammerversammlungsmitglieder an, dass man sich nicht selbst begrenzen und sich keinen Eliteprozess leisten sollte. Eine größere Delegiertenzahl ermögliche zudem die Einbindung von Minderheiten. Mehrere Kammerversammlungsmitglieder nannten jedoch auch Argumente für eine Begrenzung. So sei es erstrebenswert, sich um eine in der Größe arbeitsfähige und kosteneffiziente Selbstverwaltung zu bemühen. Darüber hinaus seien Themenvielfalt und Repräsentativität auch mit 120 Mitgliedern gegeben.
Reform der Psychotherapeutenausbildung
Die aktuellen Arbeitsentwürfe und Ergebnisse des BPtK-Projektes Transition zur Reform des Psychotherapeutengesetzes stellte Wolfgang Schreck vor, Beisitzer im Vorstand der PTK NRW und Vorstandsmitglied der BPtK. Man habe Details einer Approbationsordnung für beide Studienabschlüsse und einen Kompetenzkatalog für die Approbationsordnung erarbeitet. Ebenso habe man Eckpunkte der Weiterbildung und Mindestanforderungen an die Weiterbildung festgelegt.
Vieles sei aber noch zu klären. Dazu gehöre beispielsweise die Frage, wie die stationäre Weiterbildung finanziert werden kann. „Ein wichtiger Grund für die Reform war uns ja gerade die prekäre finanzielle Situation vieler Ausbildungsteilnehmer“, erinnerte Wolfgang Schreck. „Nach der von uns in Auftrag gegebenen Expertise des Deutschen Krankenhausinstituts ist die Finanzierung ohne große Mehrkosten möglich, wenn Stellen von Weiterbildungsassistenten und ihren Anleitern in das heutige Personaltableau von Krankenhäusern und Rehakliniken eingepasst werden und dafür die Stellen von Psychologen und Psychotherapeuten beider Berufe genutzt werden.“
Mit der Frage, welche Aufgaben in der künftigen Weiterbildung auf die Kammer übergehen, ist der Ausschuss zur Reform der Psychotherapeutenausbildung/Zukunft des Berufes der PTK NRW befasst. Über die bisherigen Arbeitsergebnisse informierte der Ausschussvorsitzende Dr. Jürgen Tripp, Fraktion Kooperative Liste.
Neuerungen in der Psychotherapie-Richtlinie
Barbara Lubisch, Vorstandsmitglied der PTK NRW, skizzierte die G-BA-Beschlüsse und die vorliegenden Beanstandungen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) zur Flexibilisierung der Psychotherapie-Richtlinie, die der G-BA bis Ende November umzusetzen hat. Manche neuen Regelungen seien durchaus positiv zu werten, urteilte Barbara Lubisch. „Die Sprechstunde beispielsweise stärkt unsere diagnostische Kompetenz und durch Erreichbarkeit und Sprechstunde erleichtern wir den Zugang zur Psychotherapie.“ Leider müsse man aber auch feststellen, dass keine neuen Kapazitäten geschaffen würden.
Auch die sich anschließende Aussprache im Plenum war durchzogen von Hinweisen auf „Licht und Schatten“ bei den Reformergebnissen, auf deren konkrete Ausgestaltung man nun gespannt sei. Die geänderte Psychotherapie-Richtlinie soll im April 2017 in Kraft treten.
Einstimmige Wahlergebnisse
Aufgrund der gestiegenen Mitgliederzahl erhält die PTK NRW einen zusätzlichen Sitz im DPT. Zur neuen Bundesdelegierten wählte die Kammerversammlung die Psychologische Psychotherapeutin Julia Leithäuser aus Bonn, Fraktion Kooperative Liste, zum Stellvertreter den Psychologischen Psychotherapeuten Burkhard Ciupka-Schön aus Krefeld, Fraktion Kooperative Liste. Als neues stellvertretendes Mitglied der Fraktion Kooperative Liste im Ausschuss Satzung und Berufsordnung wurde der Psychologische Psychotherapeut Felix Jansen aus Köln gewählt.
Berichte aus den Ausschüssen
Aus dem Ausschuss Fort- und Weiterbildung berichtete die Vorsitzende Anni Michelmann, Fraktion DGVT. Einen Einblick in die zentralen Themen im Ausschuss Psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen gab der Vorsitzende Oliver Staniszewski, Fraktion Bündnis KJP. Über die Fragestellungen im Finanzausschuss informierte der Vorsitzende Alfons Bonus, Fraktion PsychotherpeutInnen NRW.