Konstituierende Kammerversammlung am 24. August 2024 – Andreas Pichler neuer Präsident der Kammer

Am 24. August 2024 trat die 6. Kammerversammlung der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Gerd Höhner hieß als noch amtierender Präsident die Kammerversammlungsmitglieder und insbesondere die zahlreichen neuen Kolleginnen und Kollegen unter ihnen herzlich willkommen. Als Gäste begrüßte er Hermann Schürmann, der bis Ende der 5. Wahlperiode Beisitzer im Kammervorstand war, sowie Michaela Schmühl und Sophie Pult von der PiA-Vertretung (Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung) NRW. Zu Beginn wurde mit einer Schweigeminute den Opfern der Messerattacke in Solingen am Abend zuvor gedacht.

Vor der Wahl der neuen Vorstandsmitglieder wurde einstimmig der Antrag aller Fraktionen angenommen, dass dem Kammervorstand in der Wahlperiode 2024 bis 2029 fünf Beisitzerinnen und Beisitzer angehören sollen. Ulrike Moths, Alterspräsidentin der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, führte durch die folgenden Wahlgänge. Sie dankte dem bisherigen Vorstand und den Kammerversammlungsmitgliedern für ihr Engagement. Ihr Einsatz für die Kammer habe maßgeblich dazu beitragen, dass man gemeinsam auf eine erfolgreiche Arbeit zurückblicken könne und ein konstruktives Miteinander gewachsen sei.

Wahl von sieben Vorstandsmitgliedern

Andreas Pichler (Fraktion DPtV kooperiert!) wurde in der Abstimmung zum neuen Präsidenten der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen gewählt. Der Psychologische Psychotherapeut war in den beiden letzten Wahlperioden Vizepräsident der Kammer. Er folgt auf Gerd Höhner, der nach zehn Jahren Präsidentschaft nicht erneut kandidiert hatte. Andreas Pichler ist in Königswinter niedergelassen. In das Amt der Vizepräsidentin wurde Julia Leithäuser (Fraktion DPtV kooperiert!) gewählt. Die Psychologische Psychotherapeutin ist in Bonn niedergelassen. Mit der 6. Kammerversammlung beginnt ihre 4. Wahlperiode als Mitglied in dem Gremium.
 

Im Anschluss wählten die Kammerversammlungsmitglieder fünf Beisitzerinnen und Beisitzer in den Vorstand. Elisabeth Dallüge (Fraktion DPtV kooperiert!) ist Psychologische Psychotherapeutin und in Anstellung in der LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne tätig. In der aktuellen Wahlperiode ist sie erstmals Mitglied der Kammerversammlung. Oliver Kunz (Fraktion DGVT plus) ist Psychologischer Psychotherapeut und niedergelassen in Mülheim an der Ruhr. Er war bereits von 2019 bis 2024 Beisitzer im Vorstand der Kammer. Bettina Meisel (Fraktion Bündnis KJP) ist als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in Meerbusch niedergelassen und seit 2019 Kammerversammlungsmitglied. Mirka Münzebrock-Child (Fraktion DGVT plus) ist Psychologische Psychotherapeutin und in Dortmund niedergelassen. Sie übernimmt mit der 6. Wahlperiode erstmals ein Mandat in der Kammerversammlung. Georg Schäfer (Fraktion Analytiker:innen/Psychodynamische Liste) ist Psychologischer Psychotherapeut und niedergelassen in Bonn. Er arbeitet seit 2005 in der Kammerversammlung mit.
 

Alle sieben Vorstandsmitglieder erhielten jeweils die große Mehrheit der Stimmen. Der neue Vorstand der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen wird damit von deutlicher Einigkeit in der Kammerversammlung getragen, der in dieser Wahlperiode 121 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten angehören.

„Wir brauchen dringend eine Finanzierungsregelung für die Weiterbildung!“

Andreas Pichler betonte in seiner Rede zur Kandidatur seinen Wunsch, im Vorstand als Team zusammenzuarbeiten, in das jede und jeder spezifische Kenntnisse, Erfahrungen und thematische Schwerpunkte einbringt. Insbesondere liege ihm am Herzen, bei den offenen Fragen zur Finanzierung der Weiterbildung für die Profession aktiv zu bleiben und an einem Strang zu ziehen. „Die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen fordert nach wie vor: Wir brauchen dringend und unbedingt eine Finanzierungsregelung für die Weiterbildung“, betonte Andreas Pichler. Es dürfe nicht sein, dass Nordrhein-Westfalen wegen fehlender Weiterbildungsplätze sehenden Auges in einen Fachkräftemangel hineingerate, der die Sicherung der zukünftigen psychotherapeutischen Versorgung gefährde. „Wir reden von nichts weniger als der Zukunft unseres Berufsstandes“, so Andreas Pichler. „Der jetzt schon bestehende Mangel in der psychotherapeutischen Versorgung wird massiv verstärkt, wenn in den Praxen und Kliniken der Nachwuchs fehlt. Die Leidtragenden werden die Patientinnen und Patientinnen sein, die dann keine Versorgung erhalten. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen“, mahnte er eindringlich in Richtung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) und der Gesundheitspolitik. Die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen habe zu diesem Thema Konzepte und Lösungsvorschläge vorgelegt. An die Beratung und Beschlussfassung zum Gesundheitsversorgungstärkungsgesetz (GVSG) im Herbst 2024 richte die Kammer daher große Erwartungen.

Julia Leithäuser, Elisabeth Dallüge, Oliver Kunz, Bettina Meisel, Mirka Münzebrock-Child und Georg Schäfer umrissen in ihren Vorstellungen zu ihrer Kandidatur für den Kammervorstand ebenfalls Themen und Ziele, die ihnen für die nächsten Jahre am Herzen liegen. Mehrfach wurde die Umsetzung der Weiterbildung als anspruchsvolle Aufgabe hervorgehoben. Zu dem vom Gesetzgeber beschlossenen datengestützten Qualitätssicherungsverfahren für die ambulante Psychotherapie gelte es die begonnenen Vorstandsaktivitäten fortzusetzen. Dabei sei darauf hinzuwirken, die Belastung der Praxen während des 2025 beginnenden Testlaufs in Nordrhein-Westfalen möglichst gering zu halten. Insgesamt zeigten die Rednerinnen und Redner eine große Vielfalt an Aufgaben für diese Wahlperiode auf. Angesprochen wurden unter anderem Themen wie der Erhalt der Verfahrensvielfalt in der Psychotherapie, die Nachwuchsförderung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Generell sei es wichtig, sich weiterhin für Verbesserungen in der Bedarfsplanung einzusetzen. Gleiches gelte für die Rahmenbedingungen der Berufstätigkeit von Kolleginnen und Kollegen in allen Versorgungsbereichen. Als zentrales Anliegen wurde auch beschrieben, die Sichtbarkeit der Profession weiterhin zu stärken und mit geschlossener Stimme aufzutreten.

 

„Psychische Gesundheit und gesellschaftlicher Entwicklung hängen zusammen“

Andreas Pichler stellte ferner heraus, dass die Kammer sich zukünftig auch verstärkt den Bezügen zwischen psychischer Gesundheit und gesellschaftlicher Entwicklung widmen werde. „Nicht nur der Klimawandel mit seinen Folgen für die psychische Gesundheit, sondern auch Themen wie Armut und prekäre Lebensverhältnisse, multiple Krisen der Gegenwart oder Gewalt und Aggression im öffentlichen Raum stehen im Zusammenhang mit dem Erhalt oder eben auch der Gefährdung der psychischen Gesundheit, hielt er fest. „Hier gilt es Position zu beziehen, sich in die öffentlichen Debatten einzubringen und Lösungswege aufzuzeigen, beispielsweise im Bereich der Prävention.“ Weitere Aufgaben würden in der Weiterentwicklung der Kammer liegen. Insgesamt erwarte den neuen Vorstand ein vielfältiges und breites Arbeitsprogramm. Die damit verbundene Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der Kammer wolle er gemeinsam mit dem neuen Vorstand stetig, ergebnisorientiert, freundlich und verbindlich vorantreiben, erklärte Andreas Pichler.

Verabschiedung bisheriger Vorstandsmitglieder

Andreas Pichler verabschiedete als neu gewählter Kammerpräsident seinen Vorgänger aus dem Vorstand. Er sprach Gerd Höhner großem Dank für dessen Wirken und Engagement in zehn Jahren Präsidentschaft aus. Er habe mit seinem persönlichen Stil wesentlich zu Vertrauen zueinander, einem respektvollen Umgang miteinander und einer hohen Kooperationsbereitschaft in der Gremienarbeit beigetragen. Besonderen Dank gebühre Gerd Höhner für seine Nachdenklichkeit, seine Weitsicht, seine differenzierte politische Sichtweise und seine mitunter mahnende Stimme. Bei all dem habe der scheidende Präsident stets die Gemeinsamkeit des Berufsstandes an oberster Stelle gesehen. Als Vizepräsident habe er die Zusammenarbeit mit Gerd Höhner in den vergangenen zehn Jahren als kollegial, persönlich und fruchtbar erlebt, sagte Andreas Pichler. 

Auch Barbara Lubisch, Bernhard Moors und Birgit-Wich-Knoten wurden von neu gewählten Vorstandsmitgliedern mit großem Dank für ihre langjährige Vorstandsarbeit verabschiedet. Sie hatten sich für die 6. Kammerversammlung nicht wieder als Beisitzerin oder Beisitzer zur Wahl gestellt, sind aber weiterhin Mitglieder der Kammerversammlung. Die vormaligen Vorstandsmitglieder Cornelia Beeking und Hermann Schürmann hatten zum Ende der 5. Wahlperiode ihr Mandat in der Kammerversammlung niedergelegt. Sie waren am 24. Mai 2024 bei der letzten regulären Sitzung der 5. Kammerversammlung mit großem Dank für ihr Engagement im Vorstand verabschiedet worden.

Weitere Wahlen und Beschlussfassungen zu Ausschüssen

Die 6. Kammerversammlung wählte in ihrer konstituierenden Sitzung aus ihrer Mitte 26 Delegierte zum Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) sowie alle weiteren Kammerversammlungsmitglieder als deren Stellvertretende. In der Beschlussfassung zu der Größe der Ausschüsse für die Arbeit in den nächsten fünf Jahren einigte man sich auf jeweils zehn Mitglieder. Als ersten Ausschuss richtete die Kammerversammlung den Finanzausschuss ein und wählte dessen Mitglieder und Stellvertretende. Als neues Mitglied für den Finanzausschuss der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) wurde Dr. Georg Kremer gewählt, als stellvertretendes Mitglied Bettina Tietz-Roder. Alle Abstimmungsergebnisse fielen einstimmig aus. Die Kammerversammlung richtete zudem einen Ausschuss „Fort- und Weiterbildung“ ein, um sich zeitnah mit den drängenden Fragen insbesondere zur Weiterbildung befassen zu können. Die zehn Mitglieder und deren Stellvertretungen für das Gremium wurden jeweils mit deutlicher Mehrheit gewählt. Weitere Ausschüsse für die Wahlperiode 2024 bis 2029 sind in Planung. Mit ihrer Einrichtung und Besetzung wird sich die 6. Kammerversammlung der Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen in ihrer nächsten Sitzung am 23. November 2024 befassen.

Copyright Foto Bettina Meisel: privat; alle anderen Fotos: Andreas Wiese
 

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