Landesgesundheitskonferenz rückt Gesundheitskompetenz in den Fokus
Die 31. Landesgesundheitskonferenz Nordrhein-Westfalen (LGK NRW) verabschiedete auf ihrer diesjährigen Tagung am 17. November 2023 in Münster einstimmig die Entschließung „Gesundheitskompetenz stärken“. Darin wurden Maßnahmen zur Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz durch das Gesundheitswesen vereinbart, die kurz- bis mittelfristig umgesetzt werden sollen.
Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, sprach in seiner Begrüßung von einem sorgenvollen Blick der Gesundheitsberufe in die Zukunft. Die Krankheitslast beispielsweise durch Übergewicht oder psychische Probleme nehme zu und die Zahl der Patientinnen und Patienten wachse so stark, dass die Behandlungsangebote an Grenzen stoßen würden. Es brauche mehr Gesundheitskompetenz, um zu weniger Behandlungsanlässen zu kommen. Ihre Grundlagen gelte es bereits im Kindes- und Jugendalter zu legen. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hob in seiner Einführung hervor, dass in Nordrhein-Westfalen die Beteiligten im Gesundheitssystem sehr gut zusammenarbeiten würden. Der „Stress-Test Corona“ habe gezeigt, wie robust das System sei. Darauf könne man stolz sein. Der Minister bezeichnete Gesundheitskompetenz als ein nachhaltiges Thema, bei dessen Umsetzung es „viel Luft nach oben“ gebe. Es sei entsprechend wichtig, dass sich die Landesgesundheitskonferenz nun die Stärkung der Gesundheitskompetenz auf die Fahne geschrieben habe.
Tilmann Betsch, Professor für Sozial-, Organisations-und Wirtschaftspsychologie an der Universität Erfurt, erläuterte in seinem Impulsreferat „Entscheidungskompetenz und Gesundheit: Train the Expert“, inwiefern Gesundheitskompetenz Entscheidungskompetenz voraussetzt und wie dies in der Gesundheitskommunikation berücksichtigt werden soll. In der Diskussion im Plenum setzte sich die Landesgesundheitskonferenz ausführlich mit diesen Inhalten auseinander. Insbesondere wurde die Umsetzung in die Praxis diskutiert. In der weiteren Aussprache wurden aktuelle Themen der Gesundheitsversorgung erörtert. Für die Entschließung 2024 wählte die Landesgesundheitskonferenz das vom Gesundheitsministerium vorgeschlagene Thema „Digitalisierung im nordrhein-westfälischen Gesundheitswesen sinnvoll ausbauen“.
Die Entschließung „Gesundheitskompetenz stärken“
Die Entschließung der Landesgesundheitskonferenz 2023 [PDF, 864 KB] bildet eine Richtschnur für Anpassungen im Gesundheitswesen, mit denen die individuelle Gesundheitskompetenz gestärkt werden soll. Konkret sollen die Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen beispielsweise einen leichten Zugang zu Gesundheitsinformationen und -diensten erhalten. Antragsprozesse, Bescheide, Formulare und Verträge der Kosten- und Leistungsträger sollen so weit wie möglich vereinfacht und anwendungsfreundlich gestaltet werden. Dazu gehört auch, Informationen und Dokumente in verschiedenen Sprachen bereitzustellen. Alle Beteiligten im Gesundheitswesen werden zudem aufgerufen, zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die sich an den jeweiligen Bedarfen orientieren, um zum Beispiel ältere Menschen über die Gefahren von Hitzewellen aufzuklären. Darüber hinaus wurde festgehalten, digitale Angebote wie die elektronische Patientenakte zu verbessern.
Hintergrund: Die Landesgesundheitskonferenz
Die Landesgesundheitskonferenz ist ein Forum auf Grundlage des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG NRW) zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Vorsitz des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) erarbeitet sie jeweils zu einem relevanten gesundheitspolitischen Thema konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung. In einer jährlichen gemeinsamen Entschließung verpflichten sich die Mitglieder zur Umsetzung dieser Maßnahmen. Die Umsetzung wird evaluiert. Dem Gremium gehören unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Sozialversicherungsträger, der Ärzteschaft, der Pflege, der Kommunalen Spitzenverbände und der Selbsthilfe an. Auch die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen ist Mitglied der Landesgesundheitskonferenz und arbeitet im vorbereitenden Ausschuss mit.