Möglichkeit zur Teilnahme an einer umfassenden E-Learning-Fortbildung zur Extremismusprävention
Extremistische Einstellungen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Allgemeinbevölkerung stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Auch Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind mit extremistischen Einstellungen von Patientinnen und Patienten konfrontiert, wie unter anderem eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Ulm zeigt. Ein großer Teil der Befragten gab an, sich im Umgang mit dieser Patientengruppe und ihren Angehörigen nicht gut ausgebildet zu sehen. Knapp ein Drittel berichtete von Gefährdungssituationen.
Kostenlose Teilnahme an einem umfassenden E-Learning-Angebot möglich
Die kostenlose Fortbildung „Extremistische Einstellungen in der ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung. Radikalisierungsprozesse – wahrnehmen – einschätzen – handeln“ [PDF, 161 KB] bietet Angehörigen der Heilberufe die Möglichkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und mehr Handlungssicherheit im Umgang mit möglichen extremistischen Einstellungen von Patientinnen und Patienten zu gewinnen. Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Angebot wurde von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie der Universität Ulm entwickelt.
In der als E-Learning konzipierten Fortbildung werden in vier Modulen mit insgesamt 17 Lerneinheiten Basisinformationen zu Phänomenbereichen wie Rechtsextremismus, Islamismus und neueren Strömungen wie beispielsweise der „Querdenken“-Bewegung vermittelt. Es werden Erklärungsansätze für die Radikalisierung und die Rolle psychischer Erkrankungen bei der Thematik beleuchtet und Hinweise auf Radikalisierungsprozesse und zur Gesprächsführung gegeben. Auch der Stellenwert von extremistischen Einstellungen im Therapiesetting und der Umgang mit Gefährdungssituationen wird thematisiert. Ferner werden die Aufgaben der Sicherheitsbehörden erläutert und Fachberatungsstellen vorgestellt, über die sich Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vernetzen oder mit denen sie kooperieren können.
Teilnahmemöglichkeit
Die Teilnahme ist voraussichtlich ab Februar 2024 für einen Bearbeitungszeitraum von 180 Tagen möglich. Interessierte können sich auf der Projektwebsite unverbindlich eintragen [externer Link] und werden per E-Mail benachrichtigt, sobald sie sich registrieren können. Ansprechpartnerin für fachspezifische Fragen zu der Fortbildung ist Dr. Thea Rau vom Universitätsklinikum Ulm, zu erreichen per E-Mail an heilberufe-extremismus@elearning-gewaltschutz.de.
Hintergrund
Die Fortbildung findet im Rahmen des Projektes „Aktivierung von Fachkräften aus Heilberufen für das Thema Prävention durch Vernetzung und Qualifizierung“ statt. Dieses Präventionsprojekt wird seit 2021 vom Bundesinnenministerium über die Beratungsstelle „Radikalisierung“ im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert und vom Universitätsklinikum Ulm umgesetzt. Ziel ist es, Fachkräfte aus Heilberufen besser in das Netzwerk zur Extremismusprävention einzubinden und sie unter anderem mit Fachberatungsstellen zum Thema Deradikalisierung im Bereich der Tertiärprävention zu vernetzen. Im Rahmen der begleitenden Forschung wird das neu gestartete E-Learning „Extremistische Einstellungen in der ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung. Radikalisierungsprozesse – wahrnehmen – einschätzen – handeln“ evaluiert.
Weitere Anlaufstellen und Informationen
Die Ulmer Forschungsgruppe macht auf zwei weitere Projekte zum Thema psychische Gesundheit und Extremismus aufmerksam:
Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Modellprojekt Evoluo [externer Link] vermittelt Beratenden im Phänomenbereich Islamismus und im Themenfeld (De-)Radikalisierung Wissen und Handlungskompetenzen im Umgang mit psychischen Auffälligkeiten und Störungen. Des Weiteren unterstützt es ihre Vernetzung.
Das bundesweit tätige psychotherapeutisch-psychiatrische Beratungsnetzwerk NEXUS in Trägerschaft der Charité - Universitätsmedizin Berlin ist auf den Phänomenbereich islamistischer Extremismus spezialisiert und verfügt auch über Erfahrungen in der Arbeit mit Patientinnen und Patienten aus anderen Phänomenbereichen. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können sich bei Bedarf für Intervision und anonymisierte kollegiale Fallbesprechungen per E-Mail an nexus-beratung@charite.de oder bei allgemeinen Anliegen an nexus-fachstelle@charite.de wenden. Fortbildungs- und Dialogveranstaltungen von NEXUS sind im Veranstaltungskalender der Psychotherapeutenkammer Berlin zu finden.
Darüber hinaus finden Sie hier Informationen inklusive Downloadmöglichkeit zu der Handlungsempfehlung „Radikalisierungsprozesse wahrnehmen-einschätzen-handeln“. Die Broschüre ist aus einem Projekt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm hervorgegangen.