„Partizipation hält gesund“ Tagung „Gesundheit im Alter“ in Düsseldorf
Der demographische Wandel stellt eine der größten politischen Herausforderungen der Zukunft dar. Seit 1970 hat die Lebenserwartung von Frauen in NRW um 7,8 Jahre zugenommen, von Männern sogar um 8,9 Jahre. Bis zum Jahr 2050 wird sie voraussichtlich noch einmal um 4,8 Jahre bei Frauen und um 5,8 Jahre bei Männern steigen. Wesentlich für den Erhalt der psychischen, aber auch der körperlichen Gesundheit im Alter ist die Einbettung in ein funktionierendes soziales Netzwerk. Eine aktive und sozial integrierte Lebensweise im späteren Leben ist ein Schutzfaktor vor Demenz und Alzheimer-Erkrankung. In Düsseldorf fand deshalb am 10. Februar eine Tagung „Gesundheit im Alter: Herausforderungen und Strategien in der Gesundheitsförderung“ statt, die vom Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veranstaltet wurde.
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens erklärte einleitend, dass ihre Gesundheitspolitik „den Menschen mehr in den Mittelpunkt“ stellen wird: „Wir dürfen nicht länger und einseitig von ‚Fällen“, ‚Strukturen’ und ‚Systemen“ her denken, sondern immer wieder die Frage stellen, was jeder gesunde Mensch braucht, um gesund zu bleiben.“ Ganz wichtig sei, „dass die gesundheitliche und pflegerische Versorgung älterer Menschen nicht eingeschränkt werden darf“.
Aus dem Mikrozensus 2005 liegen verlässliche Zahlen zur Morbidität älterer Menschen in Nordrhein-Westfalen vor. Danach steigt die Anzahl der Erkrankten und Unfallverletzten im Alter erheblich an. Während durchschnittlich nur fünf Prozent der 30- bis 39-Jährigen krank oder verletzt sind, sind dies schon mehr als doppelt so viele 60- bis 69-Jährige und 20 bis 25 Prozent der 70- bis 79-Jährigen. Fast ein Drittel der Menschen, die über 85 Jahre alt sind, ist krank oder durch einen Unfall verletzt (Männer: 32 Prozent, Frauen: 29 Prozent). Der Anteil der chronisch Kranken steigt ab dem 60. Lebensjahr erheblich. Sind bis zum 59. Lebensjahr nur 37 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen über ein Jahr krank, so verdoppelt sich dieser Anteil bei den über 60-Jährigen. Drei von vier Menschen, die älter als 85 Jahre sind, sind chronisch krank.
Rund ein Viertel der Empfänger von Pflegegeld lebt alleine und circa ein Drittel in einem Zwei-Personen-Haushalt. Armut erhöht das Risiko für ältere Menschen, zu erkranken oder einen Unfall zu erleiden. Die Krankenquote der älteren Menschen ist deutlich höher bei denjenigen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend mit Sozialhilfe/-geld oder Grundsicherung bestreiten. Die Krankenquote von ausländischen Staatsangehörigen liegt etwas über der von Deutschen. Erwerbstätige, die regelmäßig pflegebedürftige Verwandte oder Freunde über 15 Jahre betreuen, sind überproportional häufig krank.
Prof. Dr. Ulla Walter von der Medizinischen Hochschule Hannover erläuterte, dass Bewegung für den Erhalt der körperlichen und kognitiven Funktionsfähigkeit entscheidend ist. (Ausdauer-)Training unterstütze die effektive und flexible Nutzung kognitiver Ressourcen und wirke Depressionen entgegen. Wesentlich für den Erhalt der psychischen und körperlichen Gesundheit im Alter sei die Integration in ein soziales Netzwerk. Mangelnde soziale Unterstützung stelle im Alter insbesondere bei sozial Benachteiligten eine wesentliche Barriere für körperliche Aktivität und die Inanspruchnahme präventiver Versorgungsangebote dar.