Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen verbessern Landesgesundheitskonferenz verabschiedet Entschließung
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen soll in Nordrhein-Westfalen verbessert werden. Das hat die 19. Landesgesundheitskonferenz (LGK) unter Vorsitz der NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens am 9. Dezember beschlossen. Die LGK betont, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eine Querschnittsaufgabe der Gesundheits-, Sozial-, Jugend-, Familien-, Bildungs- und Umweltpolitik sei. Sie fordert:
- evidenzbasierte Präventionsprogramme zu berücksichtigen, die Risikofaktoren verringern und Schutzfaktoren fördern. Ein Schwerpunkt müsse z.B. sein, die Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken.
- Angebote und Maßnahmen zur Früherkennung und Frühintervention bei psychischen Störungen weiterzuentwickeln und flächendeckend umzusetzen. Bei Schuleingangsuntersuchungen sollen psychische Störungen stärker berücksichtigt werden.
- die Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen „bedarfsgerecht“ anzupassen. Genannt sind die Zahl der niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiater „außerhalb der städtischen Ballungsgebiete“ sowie die Angebote der Erziehungs- und Familienberatung und der Kinder- und Jugendhilfe.
- wohnortnahe tagesklinische und vollstationäre Angebote der Kinder und Jugendpsychiatrie weiter auf- und auszubauen.
- flächendeckend Koordinationsstellen auf örtlicher Ebene (SGB VIII) zu schaffen, die als Lotsen geeignete Hilfen vermitteln und für die Kontinuität und Nachhaltigkeit der Maßnahmen sorgen.
- verbindliche Standards und Verfahren für die sektorübergreifende Zusammenarbeit zu entwickeln, wie z.B. das Qualitätsmanagement für Netzwerke (NBQM), das bereits in der Suchthilfe modellhaft erprobt wurde.
Psychische Störungen von Kindern und Jugendlichen haben in den vergangenen Jahrzehnten in allen Industrieländern deutlich zugenommen. Nach der Bella-Studie (2006) sind etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland psychisch auffällig. Besonders häufig sind aggressiv-dissoziale Verhaltensauffälligkeiten, Angststörungen, Depressionen sowie ADHS. Jungen erkranken deutlich häufiger als Mädchen. Armut, schlechte Wohnverhältnisse, Migration, prekäre soziale Lage und mangelnde Integration begünstigen psychische Erkrankungen ebenso wie Unerwünschtheit des Kindes, Gewalterfahrungen der Eltern, psychische oder Suchterkrankung der Bezugspersonen. In Nordrhein-Westfalen arbeiten derzeit 1811 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (999 ambulant/222 stationär) und 321 Kinder- und Jugendpsychiater (168 ambulant/141 stationär).
Nordrhein-Westfalen hat 1991 die Landesgesundheitskonferenz als Anstoß zu einer „neuen Kultur gemeinsamen Handelns im Gesundheitswesen“ ins Leben gerufen. Die Landesgesundheitskonferenz tagt mindestens einmal jährlich. Den Vorsitz hat der Gesundheitsminister. Die LGK ist ein gemeinsames gesundheitspolitisches Instrument aller Akteure im Gesundheitswesen. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört der regelmäßige Austausch zwischen allen Beteiligten über gesundheitspolitische Themen von grundsätzlicher landespolitischer, aber auch bundespolitischer Bedeutung. Mit am Tisch sitzen Sozialversicherungsträger, Ärzte, Psychotherapeuten, Zahnärzte, Apotheker, Krankenhäuser, Arbeitgeber und Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunale Spitzenverbände, Landschaftsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes, gesundheitliche Selbsthilfe.