Reger Austausch auf dem 10. Kooperationstag Sucht und Drogen NRW
„Gemeinsam handeln – Vernetzung stärken“ lautete das Motto des 10. Kooperationstages Sucht und Drogen NRW am 1. September 2021. Rund 170 Teilnehmende hatten die Einladung angenommen und nutzen die Gelegenheit zu Information und Austausch. Am Vormittag standen drei Fachvorträge auf dem Programm, am Nachmittag bot sich ihnen die Gelegenheit, in moderierten Projektboxen Angebote der Suchthilfe in NRW kennenzulernen. Angesichts der Pandemielage wurde der in der Regel alle zwei Jahre stattfindende Kooperationstag 2021 erstmals als Online-Konferenz umgesetzt. Dabei wurde neben der Informationsvermittlung viel Wert auf Interaktion und Kontaktpflege unter den Teilnehmenden gelegt – nicht zuletzt, um berufsgruppenübergreifende Ansätze zu fördern. Die Psychotherapeutenkammer NRW hatte sich gemeinsam mit weiteren Institutionen und Organisationen aus dem Gesundheitswesen an der Vorbereitung des diesjährigen Kooperationstages Sucht und Drogen NRW beteiligt.
Partizipationsmöglichkeiten schaffen
Als erster Referent widmete sich Prof. Dr. Gerhard Trabert von der Hochschule RheinMain und dem Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e. V. in seinem Vortrag den „Partizipationsmöglichkeiten in der Suchthilfe“. Er betonte die Bedeutung einer verantwortungsbewussten Haltung der Helferinnen und Helfer aller beteiligten Professionen. Sie bilde die Grundlage, um sich gegen gesellschaftsstrukturelle Rahmenbedingungen zu stellen, die Suchtkranke ausgrenzen würden. In seiner Tätigkeit als Arzt und Sozialarbeiter gehe er von der „Gleichwürdigkeit“ aller Menschen aus. Sie ermögliche die auch in der Suchthilfe wesentliche Begegnung auf Augenhöhe. Für die professionellen Heferinnen und Helfer forderte Prof. Dr. Gerhard Trabert ausreichend Möglichkeiten zur Reflexion, Supervision und Regeneration.
Aufklärung über Risikofaktoren stärken
PD Dr. Anne Koopmann, Oberärztin an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim, stellte in ihrem Vortrag „Veränderungen des Konsum- und Gesundheitsverhaltens in der Pandemie – welche Nachwirkungen werden wir erleben?“ die Ergebnisse einer Online-Umfrage von April/Mai 2020 mit psychisch gesunden Menschen zwischen 18 und 80 Jahren vor. Die Auswertung ließe erkennen, dass viele der Befragten auf Erfahrungen wie Kontaktsperren oder Grenzschließungen mit deutlichen Verhaltensänderungen reagiert hätten. Viele an der Umfrage Teilnehmende hätten angegeben, mehr Alkohol, Tabak oder Medien konsumiert zu haben, während Sport und gesunde Ernährung weniger aktiv verfolgt wurden. Dies weise darauf hin, dass die Bevölkerung besser über Risikofaktoren aufgeklärt werden müsse, die in Abhängigkeit münden könnten. Gleichzeitig sei die Diskussion über psychosoziale Folgen von coronabedingten Veränderungen im Alltag der Menschen zu intensivieren.
Positive Effekte der Krise berücksichtigen
Univ.-Prof. Dr. Dr. MHBA Paul Plener von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien blickte in seinem Vortrag „Jugend und Corona – Krise und Entwicklung“ auf persönliche, berufliche und gesundheitliche Konsequenzen, die aus den Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie erwachsen könnten. Besonders stark würden die 15- bis 25-Jährigen unter den veränderten Lebensbedingungen und vor allem unter den verminderten sozialen Beziehungen während der Pandemie leiden. Es sei entsprechend wichtig, verantwortbare Kontaktmöglichkeiten zu fördern und im Sinne von Psychoedukation niederschwellig darüber zu informieren, welche Reaktionen auf Problemlagen auftreten können. Zu beachten seien auch positive Effekte der Krise, beispielsweise ein stärkerer Zusammenhalt in der Familie oder die Erfahrung, neue Herausforderungen bewältigen zu können.
Reger Austausch, positives Fazit
In der Mittagspause nutzten die Teilnehmenden rege die Möglichkeit, in verschiedenen Online-Pausenräumen miteinander ins Gespräch zu kommen. Am Nachmittag wurden in moderierten Projektboxen zehn Angebote der Suchthilfe in NRW vorgestellt; dabei wurde ein breites Spektrum an Initiativen beleuchtet. Auch hier nutzten die Teilnehmenden vielfach die Möglichkeit, Informationen zu einzelnen Projekten einzuholen und sich untereinander auszutauschen. Insgesamt waren die Rückmeldungen zu dem Programm und der Umsetzung des 10. Kooperationstages Sucht und Drogen NRW außerordentlich positiv.