Tag der Neuapprobierten am 2. Februar 2019 in Düsseldorf
Mit über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war der mittlerweile traditionelle „Tag der Neuapprobierten“ als Informationsangebot der Psychotherapeutenkammer NRW (PTK NRW) für die neuen Kammermitglieder wieder einmal gut besucht.
Aufgabenspektrum der Kammer
Gerd Höhner, Präsident der PTK NRW, begrüßte die neuapprobierten Psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und stellte eingangs die Kammer als Organ der Selbstverwaltung für den Berufsstand vor. Als zentrale Kammeraufgaben beschrieb er beispielhaft die Berufsaufsicht, die Entwicklung berufsethischer Normen und Werte, die Umsetzung des Versorgungsauftrages für die Bevölkerung sowie die Vertretung des Berufsstandes im gesundheitspolitischen Diskus. „Als vergleichsweise junger Heilberuf finden wir nicht überall selbstverständlich Gehör“, so Gerd Höhner. „Umso wichtiger ist es, dass wir uns unermüdlich für eine angemessene psychotherapeutische Versorgung stark machen und unsere Kompetenzen und die Qualität unserer Leistungen aufzeigen.“
Erfolge gesundheitspolitischer Aktivitäten
Ein Beispiel, wo man in mehreren Jahren Arbeit viel erreicht habe, sei der seit Anfang Januar vorliegende Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium für die Reform der Psychotherapeutenausbildung. „Der Gesetzesentwurf enthält in vielen Punkten die von uns eingebrachten Forderungen“, informierte Gerd Höhner. „Wir sehen zwar weiterhin Diskussionsbedarf, etwa zu Übergangslösungen oder zu den wirtschaftlichen Bedingungen von Ausbildungen, die in den alten Strukturen begonnenen wurden. Grundsätzlich sind wir mit der Gesetzesnovelle jedoch auf einem guten Weg, die unsägliche Situation von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung zu beenden.“ Ebenso habe man gemeinsam mit weiteren Akteuren aus dem Versorgungsfeld erreicht, dass die „gestufte und gesteuerte Versorgung“, wie sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in seinem Entwurf für ein Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) vorgesehen hatte, keine Rolle mehr spielt. „Die Idee, dass Patientinnen und Patienten zunächst an anderer Stelle ‚begutachtet’ werden, bevor sie eine Psychotherapie erhalten, ist vom Tisch.“
Versorgungslücken schließen
Darüber hinaus gäbe es aktuell Versorgungsbereiche, in denen zu wenig psychotherapeutische Leistungen erbracht würden, hielt der Kammerpräsident fest, so bei der Behandlung von Menschen mit Intelligenzminderung oder hinsichtlich der psychotherapeutischen Behandlungsbedarfe bei chronischen körperlichen Erkrankungen. Bei Diabetes beispielsweise bestehe teilweise großer Behandlungsbedarf und die Kammer sei aktuell damit befasst, Konzepte für die spezifische Qualifikation von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu entwickeln. „Es geht darum, Strukturen zu schaffen, in denen die bestehende Nachfrage gedeckt werden kann. Gleichzeitig müssen wir die aus unserer fachlichen Sicht resultierenden Ansprüche in das System einbringen und zukünftige Berufsfelder für unsere Kolleginnen und Kollegen im Auge haben“, betonte Gerd Höhner.
Soziale Absicherung und Zulassung
Marc Wittmann, Justiziar des Versorgungswerks der PTK NRW, informierte die Neuapprobierten über die Organisation und die Eingliederung des berufsständigen Versorgungswerkes in das System der Altersvorsorge und erklärte anhand praktischer Fall- und Rechenbeispiele über Mitgliedschaft, Beiträge und Leistungen. Britta Kleiß, Leiterin der Abteilung Justitiariat, Sicherstellung und Qualitätssicherung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, gab einen Überblick über die Voraussetzungen zur Niederlassung, über verschiedene Formen beispielsweise als Berufsausübungs- oder als Praxisgemeinschaft und schilderte das Ausschreibungs- und Nachbesetzungsverfahren.
Berufstätigkeit in Anstellung
Einblicke in Möglichkeiten und Perspektiven der Berufstätigkeit in Anstellung erläuterte Mechthild Greive aus dem Vorstand der PTK NRW. Sie fasste die zentralen Aspekte der Beschäftigung zusammen, darunter als Pluspunkte unter anderem die Arbeit in zumeist multiprofessionellen Teams, die Vergütung nach Tarifvertrag oder entsprechenden arbeitsvertraglichen Richtlinien sowie die Chance auf eine Führungsposition. Einen ausführlichen Blick warf sie auf für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten interessante und perspektivenreiche Arbeitsplätze im Krankenhaus und in der Jugendhilfe.
Zentrales Thema Digitalisierung
PTK NRW-Vorstandsmitglied Bernhard Moors hob die Notwendigkeit hervor, sich mit den Entwicklungen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen auseinanderzusetzen. Bei der Entwicklung digitaler Anwendungen wie der elektronischen Patientenakte oder der Öffnung hin zu der Durchführung von Videosprechstunden dürfte die Profession nicht außen vor bleiben, sondern müsse die notwendigen Rahmenbedingungen aktiv mitgestalten. Ebenso müsse man dafür sorgen, das Patientinnen und Patienten im Netz verlässliche Informationen über Psychotherapie finden. Für die PTK NRW seien Telematik-Infrastruktur, Internet in der Psychotherapie sowie Datenschutz und Datensicherheit zentrale Themen auf der Agenda.
Berufstätigkeit in Niederlassung und Beratung
Abschließend gab Gerd Höhner in Vertretung für den erkrankten Vizepräsidenten Andreas Pichler grundlegende Hinweise zu der Berufstätigkeit in der Niederlassung. Über den Tag hinweg nutzten viele Neuapprobierte am „Tag der Neuapprobierten“ in Düsseldorf zusätzlich die Möglichkeit, an den Beratungsständen der PTK NRW, des Versorgungswerks und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe individuelle Fragen zu klären.